Unfall
Meine Ur-ur-ur-Urgrosseltern, Johannes und Anna Pümpin-Schäublin
und
meine Ur-ur-Urgrosseltern, Johannes und Eva Pümpin-Aenishänslin und
meine Ur-Urgrosseltern, Friedrich und Salome Pümpin-Spiess waren alle drei Generationen Wirtsleute.
Sie führten nacheinander den Gasthof Ochsen in Gelterkinden, erst als Pächter, danach als Eigentümer.
meine Ur-ur-Urgrosseltern, Johannes und Eva Pümpin-Aenishänslin und
meine Ur-Urgrosseltern, Friedrich und Salome Pümpin-Spiess waren alle drei Generationen Wirtsleute.
Sie führten nacheinander den Gasthof Ochsen in Gelterkinden, erst als Pächter, danach als Eigentümer.
Der Ochsen war dazumal eine "Fressbeiz" mit gutem
Namen. Die Basler Aristokratie kam gerne sonntags zum Mittagessen mit Kutschen
und Karossen angereist. Besonders die letzte Wirtin, meine Ur-urgrossmutter,
welche eine Tochter aus dem Restaurant Schlüssel in Ormalingen war soll eine
Spitzenköchin gewesen sein.
Neben dem Wirten betrieben sie auch noch eine Fuhrhalterei,
heute Logistik genannt. Waren aus fernen Kolonien (zB. Kaffee, Kakao) kamen
über die Weltmeere in den Niederlanden an und wurden auf dem Schiffsweg den
Rhein hinauf zum Eingangstor der Schweiz, Basel, befördert. Von da an mussten
sie mit Ross und Wagen über die Jurapässe in die übrige Schweiz verfrachtet
werden.
Die Pümpins bevorzugten dabei den Übergang Ernthalde -
Wenslingen - Schafmatt - Erlinsbach - Aarau. Aber auch regional Produziertes
musste lokal mit Pferd und Wagen verschoben werden.
Da gab es noch nirgends geteerte Strassen, nur mit Mergel
bedeckte Naturwege oder staubige mit Steinplatten und Kopfsteinpflaster
bewehrte Pfade, römische Verkehrswege. Bäche mussten vielerorts durch Furten
überquert werden. Brücken gab es nur wenige.
Dann kam es zu einem Unglück. Es geschah während eines
Gewitters. Es begann zu regnen. Der Weg wurde durch den nassen Staub glitschig.
Ein Blitz schlug in der Nähe ein. Die Pferde scheuten und waren schwer zu
bändigen. Mein Ur-urgrossvater Friedrich glitt aus und geriet mit dem
Unterschenkel unter ein eisenbereiftes Wagenrad. Knacks, offener Beinbruch, der
nackte Knochen stach durch die Wadenmuskeln!
Der erste studierte Mediziner im oberen Baselbiet, Dr. med.
Johann Jakob Baader riet zur Amputation des Unterschenkels denn die Wunde war
stark verschmutzt.
Mein Ur-urgrossvater war jedoch ein harter Mann, ein echter
Fuhrmann und er lehnte das Abschneiden entschieden ab. Sein Stolz verwehrte es
ihm als ein Krüppel mit Holzbein durchs Leben humpeln zu müssen. So wurde auf
seinen Wunsch hin das Bein geflickt; doch dann kam der Wundbrand und die
Blutvergiftung. Heute kein Problem. Seit Penizillin und den jetzigen
Antibiotika leicht behandelbar, doch dazumal meist das Todesurteil. Endlich
liess er sich doch noch den Unterschenkel absägen. Zu spät! Er verstarb mit nur
45 Jahren.
Keines ihrer 5 Kinder war volljährig, meine Ur-urgrossmutter
hatte alle Hände voll zu tun. Die Alters- und Hinterlassenen-Versicherung wird
erst in mehr als 100 Jahren erfunden. - "Der Not gehorchend, nicht dem
eigenen Trieb"- verkaufte sie den Gasthof Ochsen an die Familie von Eva
Freivogel-Pümpin, einer entfernten Verwandtschaft. So ging das Zeitalter Pümpin
als Ochsenwirte zu Ende.
Die Fuhrhalterei betrieb sie noch eine Zeitlang weiter. Das
Fuhrwerken, eine viel zu schwere Arbeit für eine Frau gab sie schliesslich auf,
als die Kinder volljährig wurden.
Wer weiss, ohne diesen Unfall wäre der Ochsen
vielleicht heute noch eine Beiz und ich der aktuelle Wirt auf dem Ochsen?! 🤣😜😆
Story: Hörensagen und «430 Jahre Pümpin von Gelterkinden».
Ausgabejahr: 1986 (Buch vergriffen).
Buchautor: Walter Pümpin-Gerster
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